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Der Journalistenblog der Studierenden der FHM-Außenstelle Köln

Verfolgungsjagd ohne Jäger und Gejagte

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Double Monkey von Jan

Double Monkey von Jan

Blitzschnell rasen sie um die Ecke. Sprinten den Weg hinauf. Drei große Schritte. Mit einem Schwung über die weiße Steinmauer. Sie landen auf dem grasbedeckten Pflasterboden. Am Betonpfosten mit dem Fuß abgestoßen, haben sie genug Schwung um wieder über die Gitterabsperrung zu kommen. Ohne Mühe überwindet Kirill die Distanz zwischen Säule und Zaun. Klettert zügig auf die andere Seite und rennt weiter, macht einen Side Flip über das Geländer. Plötzlich kommt von rechts Matthias angelaufen und balanciert blitzschnell über die dünnen Stangen hinweg. Rechts, links, rechts, links. Fast tänzerisch setzt er einen Fuß vor den anderen und schwebt über das Metallgeländer. Von hinten schießt Jan heran. Ein Double Monkey. Für einen kurzen Moment steht er in der Luft und siegt scheinbar über die Erdanziehungskraft. Im nächsten Augenblick ist er schon weg. Rennt den anderen beiden hinterher. Die Szene gleicht einer Verfolgungsjagd ohne Jäger und Gejagten. Wo andere Menschen die Treppe nehmen, klettern die Jungs an Betonpfosten hoch, runter und springen von einem Hindernis zum nächsten. Höher, schneller, weiter. Hauptsache man bekommt einen ordentlichen Adrenalinkick.

Den Anfang machte Yamakasi

Die drei Kölner Studenten sind an der deutschen Sporthochschule. Schon seit einigen Jahren rennen und hüpfen sie

Akrobatik ist kein Problem für die Jungs

Akrobatik ist kein Problem für die Jungs

über Mauern, Bänke und Stufen. Parcouring nennt sich diese Sportart, bei der es darauf ankommt, möglichst effizient und geschickt die Umgebung und ihre Hindernisse zu durchqueren, wie es Kraft, Gleichgewicht und Ergeiz erlauben. Ohne Hilfsmittel überwinden die Sportler große Höhen und Tiefen, weite Distanzen und Lücken, machen Drehungen in der Luft. Parcouring ist eine besonders rasante und akrobatische Art der Fortbewegung, bei der es sowohl auf Schnelligkeit, als auch auf Geschick ankommt. Dabei ist die Umgebung das Sportgerät und die Stadt der Sportplatz. Ob Parkhaus oder U-Bahn- Haltestellen, der Traceur oder Freerunner, wie sich die Sportler bezeichnen, bewegt sich dabei sowohl akrobatisch als auch kunstvoll fort. Sie rennen, klettern, springen und balancieren über alles was ihnen in den Weg kommt. Der Sport erlaubt so viel Freiraum und Kreativität an Ort und Stelle, so wie bei der Bewegungsart. Einfach und fliesend sollten die Bewegungen und Tricks sein, die die Jungs zeigen. Nur Mut und Kraft bestimmt diese außergewöhnliche Art der Fortbewegung. David Belle, Gründungsmitglied der französischen Parcouring-Gruppe Yamakasi, nannte es L´art du déplacement. Die Kunst der Bewegung. Mit der Entstehung dieser Gruppe in den 1980er Jahren in den Vororten von Paris, wurde die Sportart erstmals publik. Ein gleichnamiger Kinofilm folgte und fesselte viele Begeisterte. In der Zwischenzeit gibt es viele tausende Nachahmer, die man auf Internetvideos bestaunen kann. David Belle war es auch, der die Bezeichnung Parkour und Freerunning fand und somit eine Abgrenzung zum Parcouring machte. In Köln besteht die Parcouring Szene aus rund 100 Anhängern, die ihren besten Weg durch die Stadt suchen. Die Traceure wollen ihre Umgebung vor allem schnell und geschickt durchqueren. Die Gruppe der Freerunner ist wesentlich kleiner. Rund 15 Anhänger betreiben den Sport aktiv. Beim Freerunning werden die Techniken von Parkour mit akrobatischen Flips und Tricks kombiniert.

Üben, üben, üben…

Was für den Zuschauer kinderleicht und schwebend aussieht, wird oft über mehrere Monate erlernt und ist das Ergebnis harter Arbeit und langen Übens. Viele Traceure und Freerunner haben sich die Bewegungen und Flic Flacs aus Filmen abgeschaut. „Man guckt sich Videos an und versucht die Dinge nach zu machen und übt einfach bis man es kann“. Mittlerweile gibt es Trainingsgruppen, die den Interessierten genau beibringen, worauf sie zu achten haben. Besonders bei Jugendlichen und Kindern ist die vielfältige Bewegungsart eine echte Trendsportart. Jan trainiert zusammen mit der Akrobatikcommunity Move Artistic Jugendliche im EnergyDome in Köln, die sich für Parcouring oder Freerunning interessieren. „Wir bringen den Kindern grundlegende Dinge wie Gleichgewicht und Landungsstrategien bei.“  [weiter]

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Written by agautsche

Mai 11, 2009 um 12:00 am

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